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So viele Archivalien, so viele Gefahren...

Alles Archivgut im Landesarchiv hat seine Vorgeschichte, die außerhalb des Archivs ihren Anfang nahm. Der jetzige Erhaltungszustand von Archivalien wird auch durch diesen Vorzustand bestimmt, durch die Eigenschaften der verwendeten Materialien, ihren Herstellungsprozess, das Benutzungsverhalten und die ehemaligen klimatischen Aufbewahrungsbedingungen.

Im Folgenden sehen Sie Beispiele für Altschäden, momentan andauernde Schadensprozesse und Risikofaktoren einer zukünftigen Schädigung.

Die archivischen Reaktionen darauf reichen von der objektgerechten Lagerung unter optimalen klimatischen Bedingungen über die Reinigung, Entmetallisierung und fachgerechte Verpackung bis zum Entsäuern sauergeleimter Papiere und restauratorischen Eingriffen in die geschädigte Substanz.

Tintenfraß (chemischer Schaden)

Tintenfraß tritt bei historischen Eisen-Gallus-Tinten auf, die seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. in Gebrauch sind. Die Grundbestandteile der Eisen-Gallus-Tinte sind metalli­sche Salze (Eisen- und Kupfersulfat), Gerbstoffe (Galläpfel), Bindemittel (Gummi) und Lösungsmittel (Wein, Wasser, Essig).

Zu sehen sind ein beginnender und ein schon fortgeschrittener Tintenfraß. Die beschriebene Fläche zeigt dabei eine Veränderung in Richtung Verbräunung und Denaturierung. Der Abbauprozess verändert die chemischen und physikalischen Eigenschaften des beschriebenen Blattes. Die Folge sind feine Haarrisse, die letztlich zum Herausfallen ganzer Partien beim Umblättern führen können.

Signaturen:

Z 18 Abteilung Bernburg A 17b II, Nr. 35a (beginnender Tintenfraß)

Z 71 Landesregierung Köthen, Nr. 59 (fortgeschrittener Tintenfraß)

Brandschaden (chemischer Schaden)

Die Folgen eines Brandschadens, sei es durch direktes Feuer oder durch die enorme Hitzeentwicklung, sind irreversi­bel. Allein durch die Hitze im Umfeld eines Brandes unterliegt Papier im Zeitraffer einer künstlichen Alterung um Jahr­hunderte. Es denaturiert und wird brüchig.

Die gezeigten, durch Brand schwergeschädigten Papiere stammen aus dem Zerbster Schloss, seit 1872 Anhaltisches Staatsarchiv. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss durch einen verheerenden Luftangriff zerstört.

Schimmelschaden (mikrobiologischer Schaden)

Steigen Feuchtigkeit und Temperatur durch schlechte Lagerungsbedingungen über ein zuträgliches Maß hinaus an, so können sich Schimmelpilze Zellulose für den Stoffwechsel erschließen. Ungefähr 200 Spezies von Schimmelpilzen finden auf Papier einen optimalen Nährboden.

Ob Hadernpapiere oder sauergeleimte industriell hergestellte Papiere, Schimmel kann bei ungünstigen Lagerungsbedingungen sogar Diapositive befallen.

Signaturen:

Schimmelschaden Hadernpapierakte: Rep. C 20 V Berßel Sep. Gmtl. B 396

Schimmelschaden modernes Industriepapier: I 436 Archiv Bernd Junkers

Schimmel auf Diapositiv: I 422 Waggonbau Dessau, Nr. D 863

Nagetierschaden (biologischer Schaden)

In der größten Not fressen Mäuse auch Papier. Die Bissspuren an den Rändern der Fehlstellen künden vom Zerstörungswerk eines Nagetiers (Signatur: E 33, Nr. 26d).

Insektenfraßschäden (biologischer Schaden)

Zu den biologischen Schädlingen gehören aber auch viele kleine Insekten. Silberfische fressen an der Papieroberfläche, ähnlich wie Motten.

Holzwürmer bohren nicht nur dicke Bretter, sondern auch das materialverwandte Papier.

Signaturen:

Akte: Cop., Nr. 501

Bücher: Kloster Ammensleben 3, Nr. 21 und 30a

Bruch eines Glasplattennegativs

In der analogen Fotografie wurden bis weit ins 20. Jh. hinein Glasplatten als Informationsträger eingesetzt. Ein gebrochenes Glasplattennegativ liegt schutzverpackt in einem Vierklappumschlag und einem Karton mit Passepartoutbett. Intakte Glasplattennegative lagern stehend in speziellen Aufbewahrungskartonagen.

Signaturen:

Gebrochenes Negativ: I 422 VEB Waggonbau Dessau, Nr. G 76

Verpackte Bestände: P 525 Sammlung Fotoalben und Fotomappen des SED-Bezirksparteiarchivs Halle und I 547 Wegelin & Hübner Maschinenfabrik und Eisengießerei AG, Halle (Saale)

Farbverschiebung bei Fotopositiven

Alterungsbedingte Farbverschiebungen auf analogen Farbbildern lassen sich nur nach deren Konvertieren in ein digitales Bild virtuell korrigieren (Bestand: M 60, F Union Stockyards Chicago).