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International in jeder Hinsicht

Anlässlich des „Internationalen Tags der Archive“ am 9. Juni 2017 möchten wir auf unseren globalen Fokus bei der Nutzung von Archivgut sowie auf einige internationale Themen in von uns verwahrten Quellen hinweisen.

Das Landesarchiv „international“

Eine der wichtigsten archivischen Funktionen ist die Wahrung von Transparenz: Archive ermöglichen es den Bürgern, staatliches Handeln anhand der überlieferten Quellen nachzuvollziehen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Der Grad an Zugänglichkeit zu Archivgut durch die Bürger stellt einen wichtigen Indikator für die Entwicklung der Demokratie eines Landes dar.

Das Landesarchiv Sachsen-Anhalt fühlt sich dem Ziel verpflichtet, allen Bürgern die Einsicht in das verwahrte Archivgut einfach und unkompliziert zu ermöglichen. Dabei denken wir längst über die Landes- und Bundesgrenzen hinaus und bauen das Internetangebot immer weiter aus. Dadurch wird eine orts- und zeitunabhängige Recherche in der Datenbank, aber auch die direkte Ansicht von Archivgut in Form von Digitalisaten realisiert. Um möglichst viele Menschen auf dieses Angebot aufmerksam zu machen, engagiert sich das Landesarchiv Sachsen-Anhalt seit mehreren Jahren nicht nur in der eigenen Webpräsenz, sondern auch in weltweit genutzten und miteinander vernetzten Portalen wie dem Archivportal D, der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) und dem Archivportal Europa.

„Internationales“ im Landesarchiv

Der Großteil der vom Landesarchiv Sachsen-Anhalt verwahrten Unterlagen betrifft thematisch, wie nicht anders zu erwarten, das Land Sachsen-Anhalt bzw. seine Vorgängerterritorien, wie die DDR-Bezirke Magdeburg und Halle oder die Preußische Provinz Sachsen. Viele dieser Territorien pflegten aber auch internationale Kontakte, weshalb Aspekte wirtschaftlicher, politischer oder auch religiöser Beziehungen vielfältig dokumentiert und in den Quellen erforschbar sind. Drei Beispiele aus unterschiedlichen Epochen möchten wir Ihnen vorstellen:

So gelang es einem Abgesandten des Quedlinburger Wipertistiftes auf einer Romreise 1286, mit einem der wenigen Patriarchen der katholischen Kirche in Verbindung zu treten: dem Augustinereremiten Guido von Grado, der sich in der überlieferten Urkunde mit der Signatur U 9, C I Nr. 52 Primas von Venetien und Dalmatien nennt, also oberster Bischof des venezianischen Machtbereichs. Dieser gewährte einen Ablass von 100 Tagen unter den Bedingungen des bußfertigen Besuchs einer Kirche und Spenden für ihren Unterhalt.

Eine recht umfangreiche Akte ist zum Durchzug der Königin von Portugal, geborene kaiserliche Prinzessin und Erzherzogin von Österreich, durch das Fürstentum Halberstadt (Bestand A 13, Nr. 310, Digitalisate hier einsehbar) überliefert.

Im Juli 1708 wurde eine Tochter Kaiser Leopolds, Maria Anna, dem seit 1706 regierenden König Johann V. von Portugal als Braut zugeführt. Mitten im Spanischen Erbfolgekrieg bedeutete dies eine heiratspolitische Allianz zweier antibourbonischer Häuser, der Habsburger und der Braganza. Maria Anna reiste zunächst über Land von Wien nach Holland, wohl um durch diesen Nordbogen das vom Krieg besonders schwer betroffene Oberitalien und natürlich Spanien selbst zu meiden. Die Akte gibt über zahlreiche Einzelheiten dieser Reise Auskunft. Zu Maria Annas Reisestationen gehörten Halle, Aschersleben, Halberstadt und Osterwieck. Das Fürstentum Halberstadt hatte auf Befehl Kurfürst Friedrichs III./König Friedrichs I. kostenlose Bewirtung und fast 700 Pferde für diesen Durchzug zu stellen; die Bürgerschaft von Halberstadt hielt auf dem Domplatz eine Parade ab.

 „Internationale“ Beziehungen lassen sich auch in der neueren Überlieferung nachvollziehen: So hatte Anfang der 1970er Jahre das Zentralkomitee der SED den Genossen Carlos Israelsohn, Leiter der Rechtskommission im ZK der Kommunistischen Partei Argentiniens (KPA), zu einem Studienaufenthalt in der DDR eingeladen. Zusammen mit seiner Ehefrau besuchte er am 12. Juni 1972 Magdeburg und führte beim Rat des Bezirkes zwei Gespräche.

Sechs Jahre später hielt sich Israelsohn, dieses Mal als Gast der Bezirksleitung der SED Magdeburg, abermals mit seiner Ehefrau vom 23. bis zum 30. August 1978 im Bezirk Magdeburg auf. Israelsohn wollte insbesondere auch Mittel- und Kleinstädte besuchen, um sich vor Ort über die Probleme des Wohnungsbaus, der Sanierung der alten Bausubstanz und der Pflege des kulturellen Erbes zu informieren. Der Rat des Bezirkes ging darauf ein und zeigte ihm die damaligen Neubaugebiete Magdeburg-Reform und -Nord sowie das Kloster Unser Lieben Frauen und die Promenade der Völkerfreundschaft am Elbufer in Magdeburg, die Stadt Tangermünde mit dem VEB Faser- und Spanplattenwerk Tangermünde, die Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge, Wernigerode, die Rapp-Bode Talsperre, das Volkseigene Gut „Kampf“ in Ziepel Kreis Burg, die Stadt Burg, das Metallleichtbaukombinat Calbe (Saale) und die Stadt Schönebeck (Elbe).

Der „Internationale Tag der Archive“

Am 9. Juni 1948 wurde der Internationale Archivrat (International Council on Archives –  ICA) in Paris bei der UNESCO gegründet. Anlässlich seines 60-jährigen Bestehens rief der ICA 2008 erstmalig den International Archives Day aus.
Der Internationale Archivrat (ICA) setzt sich für die wirkungsvolle Verwaltung von Schriftgut und für die Erhaltung, Pflege und Zugänglichkeit des archivischen Kulturerbes der Welt ein durch seine weltweite Vertretung von Fachleuten der Schriftgutverwaltung und des Archivwesens. Weitere Informationen zum ICA finden Sie hier.