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Religion, Wirtschaft, Kultur

Die vorherigen Schlaglichter Landesherrliche und staatliche Regelungen  veranschaulichen jüdisches Leben vornehmlich unter dem Aspekt staatlicher Aufgabenerfüllung und repräsentieren damit exemplarisch einen Großteil der Überlieferung des Landesarchivs. Bei der Auswertung dieser Quellen ist entsprechend die staatliche Perspektive zu beachten.

Jüdinnen und Juden kommen in der staatlichen Überlieferung dann selbst zu Wort, wenn sie sich schriftlich an die Behörden wenden. Da jüdisches Leben Teil zahlreicher staatlich durchdrungener Bereiche, wie der Religion, der Kultur und der Wirtschaft war, überdauerten aufschlussreiche Spuren und Selbstzeugnisse hier in vielfachen Zusammenhängen.

Im Bereich der Religionsausübung traten Jüdinnen und Judenbeispielsweise im 19. Jahrhundert an die staatlichen Behörden heran, um Genehmigungen für Synagogenbauten in Magdeburg und Nordhausen  zu erlangen.

In Dessau wandten sich die Gemeindeältesten an die Landesregierung, um sich die neue Synagogenordnung bestätigen zu lassen. Dabei legten sie zwei für die Gottesdienstausübung aufschlussreiche Situationspläne des Innenraums der Synagoge vor, um die neue innere Einrichtung der jüdischen Synagoge zu Dessau zu illustrieren.

Dagegen können unmittelbare Überlieferungen jüdischer Gemeinden wichtige Perspektivwechsel bieten: So beinhaltet das Depositum des Museums Synagoge Gröbzig eine umfangreiche archivalische Überlieferung zur jüdischen Geschichte und Gröbziger Stadtgeschichte. Daraus wird hier das Fragment einer Tora näher vorgestellt.

In der Überlieferung von Wirtschaftsbetrieben, wie etwa des VEB Walzwerk Ilsenburg finden sich auch Unterlagen aus den Zeiten der Vorbesitzer, hier der jüdischen Familie Hirsch, deren Geschäftsbericht der Hirsch, Kupfer- und Messingwerke AG in Berlin (Zweigniederlassungen in Halberstadt und Messingwerk bei Eberswalde) für das Geschäftsjahr 1916 näher betrachtet wird.

In einigen Fällen kommt die jüdische Bevölkerung aber auch in anderem Rahmen zu Wort. Dies betrifft vor allem den Bereich der Kultur und Publizistik. Von besonderem Interesse ist dabei die Selbstwahrnehmung von Jüdinnen und Juden. Eine wertvolle Quelle stellt insofern der historische Abriss Zur Geschichte der Juden in Magdeburg des Rabbiners Moritz Güdemann von 1866 dar. Er wertet die Überlieferung des Landesarchivs aus der Perspektive eines Magdeburger Rabbiners im 19. Jahrhundert aus.